Klappentext:
Als Sage in Nevada ankommt, besitzt sie nichts – kein Geld, keine Wohnung, keine Freunde. Nichts außer dem eisernen Willen, neu zu beginnen und das, was zu Hause geschehen ist, zu vergessen. Das ist allerdings schwer, wenn einen die Erinnerungen auf jedem Schritt begleiten und die Angst immer wieder über einen hereinbricht. So auch, als Sage ihren Job in einer Bibliothek antritt und dort auf Luca trifft. Mit seinen stechend grauen Augen und seinen Tätowierungen steht er für alles, wovor Sage sich fürchtet. Doch Luca ist nicht der, der er auf den ersten Blick zu sein scheint. Und als es Sage gelingt, hinter seine Fassade zu blicken, lässt das ihr Herz gefährlich schneller schlagen…
Berühre mich. Nicht. ist eines der Bücher, die in letzter Zeit am meisten gehypt wurden und natürlich wollte ich mir das nicht entgehen lassen. Dementsprechend hatte ich hohe Erwartungen.
Hier geht es um Sage, die aufgrund eines Traumas in ihrer Vergangenheit an einer Angststörung leidet und in eine andere Stadt flieht statt ihre Angst zu bekämpfen. Dabei lernt sie April und Luca kennen, die ihr unbewusst helfen, mit ihrer Angst umzugehen. Von der ersten Seite an verfolgt man Sages neues Leben mit und bekommt einen Eindruck davon, wie sehr ihre Angst ihren Alltag bestimmt. Selbst die kleinsten, alltäglichen Dinge fallen ihr schwer. So ist es schön zu lesen, dass sie sich irgendwann dazu überwinden kann, Hilfe zu suchen und anzunehmen. Dabei freut man sich über jeden noch so kleinen Fortschritt und schnell wurde mir bewusst, dass Laura Kneidl nicht irgendein typisches New Adult-Werk erschaffen hat. Die ernste Thematik, die sie schildert, hat mich aus persönlichen Grund sehr berührt und ich konnte Sages Handlungen sowie Entscheidungen auf jeder Seite nachvollziehen, da ich selbst weiß, wie es ist mit Angst zu leben.
Die Autorin hat mit Sage eine authentische, interessante und liebenswerte Figur geschaffen, die ich einfach gerne in den Arm genommen hätte. In ihrem neuen Leben werden ihr jedoch immer wieder Steine in den Weg gelegt, bei denen sie das Gefühl hat, zu scheitern.
“Und im wahren Leben liegt die Perfektion auch manchmal in der Unvollkommenheit.”
Seite 358
Eine weitere Person, die Sage kennenlernt, ist April. Ich habe sie sofort in mein Herz geschlossen, so wie April es mit Sage getan hat. Sie merkt schnell, dass bestimmte Dinge für Sage unangenehm sind, aber sie begegnet ihr trotzdem vorurteilslos oder bedrängt sie. Schnell wird sie ein großer Halt für Sage und ist eine wunderbare Freundin.
Dann gibt es da noch Luca, der Bruder von April. Man könnte meinen, das ganze entwickelt sich zu einer “Good Girl meets Bad Boy”-Story, aber Luca ist ein Mann (natürlich gut aussehend), der einfach Bibliothekswesen studiert und es liebt, zu lesen. Also so gar nicht Bad Boy. Lediglich seine täglich wechselnden Freundinnen sind klischeehaft, aber auch er hat Sage vorbehaltlos akzeptiert. Luca bemerkt auch, dass Sage traumatisiert ist, aber sein Verhalten fand ich ebenso vorbildlich wie das seiner Schwester. Und hier muss ich anmerken, dass es solche Menschen wie April und Luca nicht oft gibt und Laura Kneidl mit diesen beiden wunderbare Charaktere geschaffen hat.
Aber es gibt auch Nebencharaktere, die ihren Part zur Geschichte beitragen. Gavin, Lucas bester Freund, und Megan, Sages beste Freundin, mit der sie telefonisch immer noch Kontakt hat und die als einzige von ihren Ängsten weiß.
Während dem Lesen versteht man auch langsam, welches Trauma Sage erlitten hat und ist darüber einfach nur fassungslos. Kurze Rückblenden lassen daraus schließen und passen perfekt in die Momente, in denen Sage Panik bekommt.
Ein weiterer Punkt, den ich als sehr authentisch empfand, war das Tempo, in dem sich Sage und Luca näher gekommen sind. Sage hat Ängste, die sich nicht innerhalb von Tagen, Wochen oder gar Monaten lösen.
“Die Berührung war kaum spürbar, dennoch reichte sie aus, um meinen ganzen Körper in Flammen zu setzen.”
Seite 321
Letztendlich kann ich sagen, dass ich nicht erwartet hätte, ein Buch zu lesen, das ein so ernstes Thema behandelt. Aber Laura Kneidl hat die Ängste sehr gut beschrieben und Berühre mich. Nicht. hat mich unglaublich beeindruckt, was nicht als letztes daran liegt, dass ich weiß, wie es ist alltägliche, kleinste Dinge nicht schaffen zu können. Ich fühlte mich mit Sage verbunden. Ich litt, weinte, jubelte, seufzte, hoffte.
Und dann kommt das Ende: abrupt und unerwartet. In meinem Kopf schrie ich laut Nein, aber andererseits konnte ich Sage verstehen. Das Buch ist definitiv eines meiner Jahreshighlights und ich hoffe, Teil 2 wird in den nächsten Tagen bei mir eintrudeln. Ich muss verdammt nochmal wissen, wie es weitergeht!
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